"Ich möchte etwas gutes tun"

Auf eigene Kosten:

Warum die Pinneberger Tierärztin Katja Arndt in Usbekistan Hunde kastriert

 

4.11.2024 / von Anna-Lena Schildt

 

Usbekistan statt Pinneberg: Tierärztin Katja Arndt und ihre tiermedizinische Fachangestellte Julia Zäpernick sind kürzlich tausende Kilometer gereist, um unentgeltlich Straßentiere zu kastrieren. Normalerweise arbeitet das Team in Arndts Praxis in der Manfred-von-Richthofen-Straße – in Usbekistan haben sie in Zelten operiert. Unserer Redaktion hat Arndt von den Arbeitsbedingungen erzählt und warum sie für solche Aktionen auf Verdienst verzichtet.

 

Frau Arndt, was unterscheidet eine Kastration bei einer solchen Aktion in Usbekistan von einer in Ihrer heimischen Praxis in Pinneberg?

Wir haben die Operationen in Zelten durchgeführt. Da wir aber keinen zuverlässigen Strom hatten und manchmal mehr Licht gebraucht haben, haben wir teilweise auch unter freiem Himmel operiert. Und es gab kein fließendes Wasser. Wir sind am zweiten Tag dann losgezogen und haben Feuchttücher geholt, damit man sich mal die Hände sauber machen kann. Beim Operieren spielt das zwar nicht so eine große Rolle, weil wir ja Handschuhe anhaben. Das sind aber natürlich trotzdem nicht die Standardbedingungen, so wie wir das hier haben. Wenn ich in meiner Praxis operiere, kastriere ich auch nicht nur, sondern kümmere mich auch um die entsprechende Narkose.

War das in Usbekistan anders?

Ja, da hat sich ein Team um die Narkose gekümmert und wir haben die Hunde schon schlafend auf unseren Tisch bekommen. Dann mussten wir uns nach jedem Tier immer nur neues Besteck schnappen und neue Handschuhe anziehen und dann gings weiter mit dem nächsten Hund.

Wie viele Hunde haben Sie dann pro Tag etwa kastriert?

Wir haben morgens um 9 Uhr angefangen und bis es gegen 16 Uhr dunkel geworden ist weiter gemacht. Dadurch habe ich pro Tag etwa 15 bis 20 Tiere kastriert. So viele würden wir in meiner Praxis in Pinneberg nicht schaffen. Das Team vor Ort war insgesamt zwei Wochen an dieser Station, insgesamt sind in der Zeit etwa 1000 Tiere kastriert worden.

Haben Sie so etwas zum ersten Mal gemacht?

Seit 2012 – mit Ausnahme von den Corona-Jahren – fahren meine Kollegin Julia Zäpernick und ich in andere Länder, um bei solchen Kastrations-Aktionen zu helfen. Bisher waren wir in Griechenland und Spanien. Dass wir jetzt in Usbekistan waren, hat sich eher zufällig ergeben.

Wie das?

Da, wo wir sonst in Spanien geholfen haben, gab es in diesem Jahr keine Aktion. Wir sind gerade auch dabei, zusammen mit einem Tierheim vor Ort in Adra, zwei Autostunden von Malaga entfernt, eine Kastrations-Station mit aufzubauen. Da können wir erst nächstes Jahr mithelfen, wollten dieses Jahr aber trotzdem etwas machen. Deswegen haben wir einer Tierarzt-Zeitung eine Kleinanzeige geschaltet, ob jemand unsere Hilfe braucht.

Und darauf hat sich jemand gemeldet.

Genau, die Tierschutz Entwicklungshilfe. Die fahren regelmäßig Touren durch Kasachstan, Usbekistan und Aserbaidschan und sind dann mehrere Monate unterwegs. Wir waren dann jetzt eine Woche im Oktober in Usbekistan mit dabei.

Wie haben Sie sich denn verständigt?

Einige haben Englisch gesprochen. Ansonsten mussten wir den Google-Translator (eine App, die nahezu in Echtzeit Gesprochenes in eine andere Sprache übersetzt, Anmerkung der Redaktion) fürs Russische benutzen. Das funktioniert ganz gut, aber man muss natürlich immer ganz langsam die Sätze da reinsprechen, damit der das anständig übersetzt.

Warum machen Sie das denn überhaupt, dass Sie in andere Länder fliegen, um da Hunde zu kastrieren?

Ich möchte, wenn ich etwas Gutes tun kann, etwas Gutes tun. Hier haben wir nicht viele Straßentiere, in anderen Ländern ist das anders. Da kümmert sich kaum jemand um diese Tiere. Ist ja auch nicht lukrativ. Die Leute vor Ort sehen zwar auch das Problem und kümmern sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Aber die haben oft nicht das Geld zu sagen: Wir bringen jetzt alle zum Tierarzt und lassen die kastrieren.

Warum ist es denn wichtig, Straßenhunde zu kastrieren?

Es ist wichtig, dass sich die Tiere nicht unkontrolliert weiter vermehren, weil es gar nicht die Kapazität gibt, sich um alle zu kümmern. Und die Tiere selbst finden oft nicht genug zu fressen für sich oder ihren Nachwuchs. Die Tiere sterben, oder Hunde fangen an, Katzen zu jagen und zu fressen. Da wäre es doch besser, wenn es insgesamt nicht noch mehr Tiere werden. Und mehr als das zu verhindern, können wir ja auch gar nicht machen. Deswegen kastrieren wir und hoffen, dass es über die Jahre besser wird.

Wer bezahlt so etwas?

Organisationen wie die Tierschutz Entwicklungshilfe tragen sich durch Spenden und finanzieren damit die Materialien vor Ort. Dass wir dort hinfahren, machen wir aber auf eigene Kosten, das soll die Organisation nicht auch noch tragen müssen. Meine Praxis ist in der Zeit geschlossen, ich verzichte in der Zeit also auf Einnahmen, meine Kollegin bezahle ich für die Zeit, die wir da sind aber weiterhin. Wir können uns das leisten und möchten auch gern einfach etwas zurückgeben.

 

Unterstützung

 

Spenden am besten direkt an Organisationen

 

Katja Arndt rät: Wer Aktionen wie die in Usbekistan unterstützen möchte, sollte am besten direkt an entsprechende Organisationen spenden. Die Pinneberger Tierärztin war in diesem Jahr mit der Tierschutz Entwicklungshilfe unterwegs und findet, dass Spenden dorthin viel bewegen können. Weitere Informationen zu der Organisation und wie man spenden kann, gibt es auf der Webseite tierschutz-entwicklungshilfe.de